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Bramscher Korbjäger hätten einen Point Guard gebraucht

Bramsche. Die Regionalliga-Basketballer des TuS Bramsche stehen vor einer langen und ungewissen Sommerpause. Das gilt auch für Red-Devils-Headcoach Roland Senger. Mit dem Sport- und Fitnesskaufmann haben wir über die abgelaufene Saison, die Auswirkungen der Corona-Krise und seine Zukunft an der Seitenlinie der Bramscher Korbjäger gesprochen.

Herr Senger, wenn die Saison nicht am Grünen Tisch beendet worden wäre, würde sie jetzt in die heiße Phase gehen. Was treiben Sie in dieser basketballlosen Zeit aktuell so?

Das vorzeitige Saisonende ist wirklich sehr schade, weil wir noch zwei wichtige und gute Heimspiele gehabt hätten. Wir waren gut drauf und hätten diese gerne gespielt. Aber in Anbetracht aller Ereignisse muss die Saison selbstverständlich abgebrochen werden.

Wenn ich ehrlich bin, ist mir momentan ziemlich langweilig. Der Basketball und Sport an sich fehlen mir. Beruflich bin ich halb betroffen. Ich arbeite in einem Gesundheitszentrum in Westerkappeln und mein Bereich ist im Moment geschlossen. Deshalb arbeite ich dort derzeit eher administrativ, aber das sind deutlich weniger Stunden als üblich.

Generell hoffe ich, dass wir alle an einem Strang ziehen, damit wir alle gesund wieder in den Alltag zurückkehren dürfen. Das Positive an der aktuellen Situation ist, dass man viele Dinge im Leben wieder richtig zu schätzen weiß.

Sechs Siege aus 21 Spielen. Wie zufrieden sind Sie mit dieser Bilanz und wie fällt Ihr Saisonfazit aus?

In Anbetracht des Verlaufs mit den zahlreichen Verletzungen und Abgängen ist die Bilanz wirklich gut. So viel Pech habe ich in meiner Trainerlaufbahn noch nie erlebt. Ständige Umbaumaßnahmen und wechselnde Rollenverteilungen sind für eine Mannschaft extrem schwer wegzustecken. Daher zolle ich allen im Team und im Verein großen Respekt. Das ist nicht selbstverständlich.

Was hat Sie im Verlauf der Saison positiv überrascht?

Dass wir uns trotz aller Umstände weiterentwickelt haben. Sehr positiv haben mich vor allem die deutschen Spieler aus der zweiten Reihe überrascht, die durch die Verletzung von Jan Philipp Seitz und den Abgang von Blanchard Obiango in die erste Reihe gerückt sind. Sie wurden ins kalte Wasser geworfen und haben ihre Sache toll gemacht. Darüber hinaus war die Verpflichtung von Jonathan Foulds ein echter Glücksgriff. Wir hatten ihn als Ergänzungsspieler geholt und er hat mit guten Leistungen überzeugt. Dadurch dürfte er eine Option für die kommende Saison sein.

Welche sportlichen Entwicklungen in der für Sie neuen 1. Regionalliga waren negativ?

Sportlich hatten wir auf der Aufbauposition große Probleme. Adrian O’Sullivan ist eher ein Shooting Guard und auch Kendall Timmons, der dann als Spielgestalter übernommen hat, ist kein reiner Point Guard. Deshalb hat uns im Spiel nach vorne oft die Struktur gefehlt und wir waren sehr druckanfällig.

Insgesamt gesehen erwarten wir zur kommenden Saison einfach von allen Profis mehr. In dieser schwierigen Saison haben zwar alle an einem Strang gezogen, aber wir brauchen auf den Ausländerpositionen insgesamt dominantere Spielertypen, die das Heft in die Hand nehmen können. Das hat uns in einigen Situationen einfach gefehlt.

Shaquan Cantrell hat nur ein Spiel gemacht, Kendall Timmons wurde nachverpflichtet und musste zwischendurch verletzt pausieren. Welchen Einfluss hat diese Instabilität auf der „US-Position“ auf die TuS-Saison gehabt?

Einen sehr großen Einfluss. Wenn ein absoluter Leistungsträger wegbricht, nicht eingespielt ist oder verletzungsbedingt nicht dabei ist, ist das meistens kaum zu kompensieren. Dementsprechend konnten wir die Fortschritte im Team erst zum Ende der Spielzeit sehen. Mit einem US-Spieler, den wir die gesamte Saison an Bord gehabt hätten, wären mit Sicherheit noch zwei bis drei Siege mehr möglich gewesen.

Blicken wir auf die nächste Saison, die hoffentlich regulär starten kann. Werden Sie dann weiterhin an der Bramscher Seitenlinie stehen?

Ich bin mit vollem Herzen beim TuS, werde aber meinen Arbeitsplatz örtlich wechseln. Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich es leider noch nicht sagen, ob ich den damit verbundenen enormen Aufwand bewältigen kann. Ich bin aber mit TuS-Teammanager Rüdiger Gottaut in Kontakt und denke, dass ich in zwei bis drei Wochen Bescheid weiß.

Auf wie viele Mannschaften würden Sie vermutlich treffen, und was haben Sie aus der abgelaufenen Spielzeit gelernt, was Sie in der nächsten anders machen würden?

Es dürften wohl 14 Teams werden. Generell versucht man sich immer zu verändern und Dinge zu verbessern. Es sind viele vermeintliche Kleinigkeiten. In der Hauptsache muss aber die Athletik der Spieler besser werden. Da werden wir noch mehr mit unserem Fitness-Partner Medi4 zusammenarbeiten. Kadertechnisch gesehen müssen wir auf jeden Fall einen reinen Point Guard holen.

Die bevorstehende Pause ist länger als üblich und momentan mit einer großen Portion Ungewissheit versehen. Wie sehen Ihre Pläne für die nächsten Wochen und Monate aus?

Sportlich steht hinter den kommenden Wochen ein großes Fragezeichen. Wir stellen gerade das Fundament an Spielern für die kommende Saison zusammen. Erst wenn das steht, und Hallen und die Fitnessstudios wieder geöffnet sind, kann es mit der sportlichen Vorbereitung losgehen. Athletik und Individualtraining bis zum Abwinken werden dann im Vordergrund stehen.

Bei mir persönlich steht ja ein Jobwechsel an. Jedoch ist die Vorfreude etwas der Zukunftsangst gewichen. Man weiß ja nicht wirklich, wie es weitergeht und wie es der Sport- und Gesundheitsbranche nach der Krise geht. Es hängt davon ab, wie lange noch geschlossen ist.

Interview aus den Bramscher Nachrichten von Sascha Knapek

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